Nun ist es bald ein halbes Jahr her, seit mich meine Tochter Karin am 29. Juni von der Gailtal-Klinik abgeholt und nach Hause gebracht hat. Zeit also um Bilanz darüber zu ziehen, was sich die letzten Monate so getan hat!
Das Ankommen nach so vielen Monaten der Abwesenheit war für mich so emotional, dass mir gleich einmal die Tränen kamen. Zum einen aus Freude endlich wieder zu Hause in der gewohnten Umgebung meiner fürsorglichen Frau Elisabeth zu sein, die sich (nicht nur) in den letzten Monaten liebevoll um mich gekümmert hat! Zum anderen weil auch die Anspannung abfiel, der ich doch sehr lange Zeit ausgesetzt war. Die wohl härteste und schwierigste Zeit meines Lebens lag hinter mir, denn ich bin so weit hergestellt, dass ich die wichtigsten Dinge des Lebens einigermaßen gut bewältigen kann! Und das ist, wenn man die Ausgangsbasis betrachtet, sehr sehr viel! Die nächsten Ziele galten nun den Alltag bestmöglich bewältigen zu können, die Mobilität zu verbessern und auch die schlimmen Momente meiner Erkrankung aufzuarbeiten, speziell die Albträume!
Spaziergang mit der Familie |
Von Beginn an nahm ich mir vor so oft und so viel wie möglich zu gehen! War ich anfangs froh einen Kilometer zu schaffen, so erhöhte sich der Radius zunehmend, die Spaziergänge wurden länger. Natürlich brauche ich, um gehen zu können, diverse Hilfsmittel. Anfangs sehr hohe Orthesen, später aber konnte ich schon mit einfacheren Fußstützen gehen. Was immer dabei war und auch heute noch ist - ein Gehstock!
Um fit und mobil zu werden benötigt man Unterstützung von außen. Die erste fand ich in Form der Physiotherapeutin namens Stefanie Schwaiger! Eine ehemalige Profisportlerin, die im Beachvolleyball international tätig war und große Erfolge feierte. Nach einer vierjährigen Ausbildung in der Schweiz hat sie sich in Kärnten niedergelassen und war für mich ein echter Glücksfall! Dies deshalb, das sie nicht nur eine der besten ihres Faches ist, sondern in ihrer Praxis auch einen Fitnessraum hat, in dem sie mit ihren Patienten gezielte Übungen machen kann. Die Einheiten zeigten sehr bald Wirkung. Das hat auch damit zu tun, dass ich stets Hausaufgaben erhielt, die auch abgearbeitet werden mussten. Die Tatsache, dass ich sehr ehrgeizig bin und daher regelmäßig übte, mir zudem noch ein Ergometer anschaffte, aber auch meine Geheinheiten sehr konsequent durchführte brachten mich immer mehr in Schwung!
Eine weitere, sehr wichtige Unterstützung war die Inanspruchnahme einer Psychologin namens Mag. Birgit Mairitsch! Eine sehr taffe Frau mit gewinnender Sympathie, was in diesem Bereich sehr wichtig ist, da man doch das Innere nach außen kehren muss. Es sind so viele, für mich unverständliche, Dinge passiert, die aufgearbeitet werden mussten. Denn es war ja so, dass ich doch einige Zeit im künstlichen Tiefschlaf verbrachte und dabei die wildesten Albträume hatte. Auch danach wusste ich zumeist nicht genau was Wirklichkeit oder Traum war! Sie half mir zunehmend meine Gedankenwelt zu entwirren und das Geschehene anzunehmen. Wir sind auch hier auf einem guten Weg!
Was gibt es sonst noch zu erzählen?
Sehr bald nach meinem Krankenhausaufenthalt gab es eine ärztliche Untersuchung zu meinem Gesundheits-Status. Nachdem ich eingeschränkt mobil bin wurde mir eine Pflegestufe und auf Basis dieser Einstufung einige Zeit später ein Behindertenstatus mit 50% zuerkannt. Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeiten, da sie mir doch einige Erleichterungen im täglichen Ablauf bringen.
Natürlich war ich oft sehr ungeduldig und auch zerknirscht, wenn die Dinge nicht so liefen wie ich sie gerne gehabt hätte. Und so gab es neben tollen Erfolgen auch etliche Rückschläge und Stürze. Letzteres weil sich meine Füße beim Gehen nicht wie gewohnt heben lassen. Und so knallte ich u.a. in der Wohnung, auf der Wiese vor dem Haus, aber auch auf den Asphalt in unserer Gasse sehr heftig auf den Boden, wobei beim letzten Sturz auch meine Brille zu Bruch ging!
Am 18. August d. J. tauschte ich bei meinem Fahrzeughändler Sintschnig in Klagenfurt meinen KIA Stonic gegen das gleiche Modell, aber mit Automatik, ein.
Das hat den Grund, dass meine Fußheberschwäche noch immer gegeben ist und mit einem Automatik-Auto kein Problem mehr darstellt. Es hat aber auch einen anderen, für mich sehr wichtigen Grund, es hebt meine Unabhängigkeit auf die nächste Stufe und somit auch mein Selbstwertgefühl! Ich kann wieder Autofahren!
Rückblickend gesehen ist heuer also wirklich viel passiert! Eine Erkrankung, die ich in meinen abwegigsten Träumen und in dieser Intensität nie erwartet hätte. Schon die Herz-Operation mit drei Bypässen (!) war eine Überraschung, dass es danach aber Komplikationen gab, die durch einen Behandlungsfehler passiert sind, die mir beinahe das Leben gekostet hätten war eine Überraschung auf die ich gerne verzichtet hätte. Durch die beherzte Reaktion eines jungen Assistenzarztes, der danach erfolgten Behandlung in Klagenfurt und Hermagor, durch meinen unbändigen Willen wieder gesund zu werden, die Liebe meiner Familie und Gottes Hilfe ist alles gut gegangen. Inwieweit ich wieder hergestellt werde kann man aus heutiger Sicht (noch) nicht beurteilen. Eines ist aber klar, ich werde weiterhin sehr intensiv an meiner Gesundung arbeiten, ich werde mit meiner Frau und meiner Familie zunehmend Ausflüge machen und ich werde wieder mit dem Rad fahren können. Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber ich glaube daran!
Hallo Reinhard,
AntwortenLöschenschön, dass ich dich im Blog auf deiner Reise zurück ins Leben begleiten kann. Nachdem ich das hier nun gelesen habe, rufe ich mal (verspätet) aus der Ferne: welcome back home!
Ich genieße das "zurücksein" jeden Tag, lieber Eddy. Danke dir!
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