Dienstag, November 1

He's heavy, he was my brother!

Eigentlich wollte ich schon vor längerer Zeit einen Blogbeitrag über meinen jüngeren Bruder Gernot schreiben. Als Überschrift fiel mir ein alter Song von den Hollies ein "He Ain’t Heavy, He’s My Brother", der mir sehr passend für meine Geschichte schien. Es kam anders ...!

Gernot war ein Nachzügler, der 17 Jahre nach mir, am 29. April 1966 geboren wurde. Es war von unseren Eltern sicher die Hoffnung dabei, dass der Nachwuchs der - schon ziemlich zerrütteten – Ehe guttun würde. Sie erfüllte sich leider nicht, denn der Vater zog drei Jahre danach aus der gemeinsamen Wohnung aus. Er starb dann – auch aufgrund seines unsteten Lebenswandels – im Jahr 1982 mit nur 62 Jahren
Nachdem ich beim Auszug meines Vaters bereits 20 Jahre alt war übernahm ich zunehmend die Verantwortung für meinen "kleinen Bruder" der ein „pflegeleichter“ Junge war, leicht lernte und seiner alleinerziehenden Mutter große Freude bereitete. Ich selbst "beeinflusste" nicht nur sein Privatleben, sondern auch seine ersten Schritte in die Ausbildung, die ihn in die HTL Klagenfurt führte, da ich annahm, dass ihn sein Berufsleben zur Bundesbahn führen wird. Eine Fehleinschätzung, wie sich später zeigte!

Neben seinen eigenen Interessen gab es für uns viele Möglichkeiten für gemeinsame Urlaube und Kurzausflüge. Sei es in die Berge und Wälder, die ersten Urlaube am Meer oder den ersten Flug, der nach Dubrovnik führte. Das war anfangs kein leichtes Unterfangen, war ich doch in einer Phase die bei jungen Menschen zuweilen sehr stürmisch verläuft. Hinzu kam, dass ich 1968 meine Jugendliebe (und Noch-Immer-Ehefrau) kennenlernte. Es gelang, dank seiner unglaublich gewinnenden Art, beides unter einen Hut zu bringen. 1973 heiratete ich und zog von zu Hause aus!

Mein Bruder blieb weiterhin in meiner Nähe und ein wichtiger Teil in meinem Leben. Er wurde auch ein fixer Teil meiner (damals noch kinderlosen) Familie, da ihn auch meine Frau sehr mochte und schätzte!
Die Verbundenheit zu meinem Bruder, bzw. Schwager, blieb dauerhaft eng, auch nachdem unsere beiden Töchter auf die Welt kamen, denen er ein liebevoller Onkel und Freund war! Er war bis zu seiner schweren Erkrankung - Ende 2018 - ein stets gern gesehener Gast

Nach dem Studium der Betriebswirtschaft legte er eine steile Karriere hin, die ihn bei einer der größten Banken des Landes sehr bald in einen Topjob auf höchster Ebene führte. Seine Ehe konnte mit dieser Entwicklung leider nicht mithalten, sie wurde nach etwas mehr als 15 Jahren geschieden, das Unglück nahm seinen Lauf!

Gernot hat die Trennung schwer getroffen und verunsichert. Ruhe und Trost fand er wieder in unserer vertrauten Umgebung. Sein Leben änderte sich am 21. Dezember 2018, als ich ihn in verwirrtem Zustand in seiner Wohnung fand. Die Ursache - vier Abszesse im Hirn, von denen nur zwei operativ entfernt und die zwei weiteren medikamentös behandelt wurden.

Was folgte war zu bitter um hier ins Detail gehen zu wollen. In seiner Sterbeanzeige schrieb ich: 
Er war in den besten Jahren, als Ende 2018 das Schicksal hart zuschlug und eine schwere Erkrankung sein Leben radikal veränderte. Hilflos und tapfer zugleich musste er jahrelange Behandlungen und intensive Pflegebetreuung über sich ergehen lassen, um letztendlich den Kampf dennoch zu verlieren

Am 22. September 2022 schloss er für immer seine Augen. Die Chance, dass er nach den inneren Schäden in seinem Körper jemals wieder ein würdiges Leben führen wird war nicht gegeben. Vielleicht hat er das einmal erkannt und ist gegangen. Ein weiterer Satz auf seiner Parte drückt eigentlich alles aus, was dazu zu sagen ist:
Dein Dasein war zu kurz, um es richtig erleben zu können
Dein Leiden zu groß, um hier zu bleiben
Dein Vermächtnis werden wir immer im Herzen tragen
Und deine Liebe ewig erwidern

Du wirst mir ewig fehlen, lieber Bruder!!

0 coment�rios:

Kommentar veröffentlichen