Mittwoch, Januar 4

Wenn der Motor stottert!

Der Jahreswechsel dient ja zumeist dem Zweck mit guten Vorsätzen ins neue Jahr zu gehen, deren Haltbarkeit den Jänner nicht überdauert. Es gilt aber oft Bilanz zu ziehen und/ oder zu überlegen, was das neue Jahr so bringen kann. In meinem Fall ist der Blick zurück nicht wirklich verheißungsvoll, jener nach vorne auch nicht so richtig! Gerade ich, ein durch und durch sportlicher Mensch, der gesund lebt und mit seiner positiven Lebenseinstellungen viele Menschen motivieren konnte, kommt nicht in die Gänge, der Motor stottert!

Dass nahezu jeder Mensch "ein Pinkerl" zu tragen hat erachte ich als normal. Es hat mich daher auch nicht besonders erschüttert, als recht passabler Läufer, im Jahr 2011 mit Rheuma konfrontiert zu werden. Natürlich war der Beginn sehr schmerzvoll und mit massiven Einschränkungen verbunden und ich musste das Laufen mühsam wieder erlernen. Aber ich habe nie aufgegeben an mich und meine innere Kraft zu glauben. Es dauerte also nicht lange, bis das Rheuma kein Thema für mich war und ich wieder meine läuferischen Bahnen zog. Wettbewerbe gab es natürlich keine mehr, die Qualität des Laufens wurde eine andere!

2020 veränderte sich Vieles, denn zwischenzeitlich hat Corona die Welt erobert, meine Mutter im November 2020 aus dem Leben gerissen und mich zur ersten Serie der Erkrankten geholt. Ihr Ableben war schmerzvoll, meine eigene Erkrankung unangenehm, aber erträglich! Bald aber kam Long-Covid, verbunden mit einem massiven Leistungsanfall, der mir anfangs sogar das Gehen zur Qual machte. Lungen-Probleme hatte ich nie, aber Leistung und Energie waren im Keller! War das Laufen für mich stets das Lebenselixier, musste ich zunehmend darauf verzichten. Eigentlich Luxus-Sorgen, denn mir blieben ja die meisten anderen Bewegungsmöglichkeiten. Meine sportlichen Aktivitäten verlagerten sich daher in Richtung Radfahren und Nordic Walking. Das passte und es wurde zunehmend besser!

Oder doch nicht? Denn mein geliebter Bruder Gernot, verstarb im September des Vorjahres, mit nur 56 Jahren, an den Folgen seiner schweren Erkrankung, die ihn seit Dezember 2018 ans Krankenbett fesselte. Eine schwerer Schicksalsschlag, aber sicher auch eine Erlösung für ihn, denn er war seit Jahren nicht mehr in der Lage ohne fremde Hilfe zu leben!

Ich selbst war vom Empfinden her seit gut zwei Jahren nicht mehr jener überaktive Mensch, den ich kannte, meine eigene Gesundheit gab noch immer Anlass zur Sorge! Durch die unzähligen Laufeinheiten in meinem Sportler-Leben habe ich meinen Körper gut kennen gelernt und zumeist richtig eingeschätzt. Daher merkte ich immer wieder, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. Speziell das Drücken und beklemmendes Gefühl im Brustbereich beunruhigte mich. Nachdem ich bei meinen Arztbesuchen nie locker ließ landete ich beim Internisten Dr. Hebenstreit, der mir eine CT-Untersuchung empfahl, dessen Ergebnis es in sich hatte - Herzinsuffizienz!

Der nächste Schritt kam Anfang Dezember des Vorjahres, nämlich eine Herzkatheter-Untersuchung im Klinikum Klagenfurt. Mein Ziel, das Krankenhaus am nächsten Tag wieder zu verlassen, erfüllte sich nicht, denn es wurden mehrere Engstellen in den Herzkranzgefäßen gefunden. Ein paar Tage später startete der Versuch die Gefäß-Verengungen aufzudehnen und einen Stent zu setzen. Eineinhalb Stunden würde daran gearbeitet, bis der behandelnde Arzt mir mitteilte, es geht nicht. Egal was er probiert, er kommt durch die Engstellen nicht durch! Fazit, eine Bypass-Operation ist erforderlich, die für den 27. Jänner 2023 angesetzt wurde.

Ein Termin steht also an, der mir ein wenig Angst macht, obwohl diese Art der Operationen zur ärztlichen Routine zählt. Auch beschäftigt mich immer wieder das Warum, denn ich mache eigentlich all das, was empfohlen wird um Koronare Herzkrankheit (KHK) zu vermeiden. Ich mache (oder machte) überdurchschnittlich viel Sport, bewege mich grundsätzlich sehr viel, rauche nicht, esse und lebe ziemlich gesund!

Für alle, die sich die Mühe machen den Beitrag hier zu lesen, ich schreibe ihn auch als Therapie für mich. Das Schreiben hilft mir Dinge zu verarbeiten und aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und so auch die Summe der negativen Ereignisse der letzten Jahre besser aufzuarbeiten. Ich werde daher auch über die Zeit danach berichten, wenn ich über meine unnötige Angst schmunzeln und wieder sorgenfrei leben kann. Auch das Bild meiner jüngere Tochter hilft mir dabei, welches sie entwarf, als es ihr selbst einmal schlecht ging "Alles wird gut"!

1 Kommentar:

  1. Hallo Reinhard,

    ich gebe zu, dass ich lange nicht mehr hier war - denn auch ich habe in den vergangenen Jahren viel zu selten selbst gebloggt und bei anderen alten Bekannten wie dir mitgelesen.

    Dein Kommentar bei meinem aktuellen Post mit dem Hinweis auf deinen "Marathon des Lebens" hat mich endlich mal wieder hier hingeführt.

    Und was soll ich sagen: Ich bin noch sehr bestürzt von dem, was ich jetzt gerade gelesen habe. Was für dramatische Schicksalsschläge! Ich kann noch gar nicht mehr dazu sagen, werde erst noch die weiteren Zeile deines Marathon des Lebens lesen. Aber was mir spontan dazu wieder einmal einfällt: Das Leben kann auch ein Arschloch sein. Umso wichtiger ist es, jeden Tag zu genießen, an dem es nicht so ist.

    Liebe Grüße und alles Gute ,(!)
    Eddy

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