Sonntag, Februar 28

Corona und meine Hilflosigkeit

Zwei Situationen sind es, die mir derzeit zu schaffen machen:

Situation 1: Meine Frau unterstützt mich läuferisch oftmals so, dass sie mit mir zum besten Laufsporthändler Kärntens (Laufsport Münzer) fährt um mir jene Laufschuhe zu schenken, die ich vor Ort - und nach entsprechender Analyse - aussuche. So freute ich mich Weihnachten 2020 die neuen Brooks Ghost 13 zu finden. Das Dilemma, bis heute bin ich damit noch keinen einzigen Kilometer gelaufen!

Situation 2: Vor ein paar Tagen machte ich mit meiner Frau eine Radtour über 12,5 Kilometer. Zum einen, weil das schöne Wetter uns einlud unbedingt nach draußen zu gehen, aber auch, weil wir - nach überstandener Covid 19 Erkrankung - einen sportlichen Nachholbedarf haben. Wir haben bewusst eine flache Strecke ausgewählt, um Anstrengungen zu vermeiden. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir wieder zu Hause. War das bis vor einiger Zeit noch ein Tempo, welches ich in der Lage war laufend zu absolvieren, musste ich mich diesmal vor Erschöpfung hinlegen!

Warum erzähle ich das? Warum Erschöpfung? Was ist passiert?
Nun ja, ich erwähnte es schon in diesem Beitrag, aber auch in "Corona wirkt!", im Dezember des Vorjahres, dass meine Frau und ich an Corona erkrankten. Waren die Symptome bei meiner Frau kaum merkbar, so waren bei mir die Auswirkungen heftiger, indem sie sich mit Fieber, Übelkeit und starken Gelenkschmerzen bemerkbar machten. Nach der üblichen Quarantäne-Phase von zehn Tagen fühlte ich mich gut, ich war erleichtert, die Krankheit ohne Nachwirkungen überstanden zu haben. Welch ein Trugschluss!

Sehr bald stellte sich eine Antriebslosigkeit und Müdigkeit ein die ich bis dato nicht kannte. Noch dazu als einer, der als ambitionierter Läufer so 30 Kilometer und mehr die Woche unterwegs ist. Es ist seit nunmehr drei Monaten an der Tagesordnung, dass ich nach der geringsten Anstrengung, sofern mir diese überhaupt möglich ist, sofort müde und erschöpft bin. Einfache Arbeiten müssen in Etappen erledigt und die Dauer von Spaziergängen wohl überlegt werden. Zudem beängstigt mich ein unangenehm beklemmendes Gefühl in der Brust. Dass sich ein gewisses Maß an Frust einstellt ist wenig verwunderlich, zumal der "Bewegungsmensch" nun im Stillstand verharrt.
Ergebnis Long Covid Umfrage

Lange Zeit dachte ich, nachdem ich im Vorjahr mein Rheuma erfolgreich besiegt habe, das wird mir mit dem Virus wohl auch gelingen. Aber das ist eine ganz andere Nummer, mit vielen Unbekannten. Ich tappe im Dunkeln. Nach einigen Recherchen erfuhr ich, dass es sich dabei um "Long Covid" handelt, dass die Langzeitfolgen noch viel zu wenig bekannt sind und unterschätzt werden. Ich erfuhr also, dass ich ebenfalls davon betroffen bin wie viele andere auch, die sogar viel schlimmer leiden als ich. Weiters erfuhr ich von Selbsthilfegruppen, wie z.B. Long Covid Österreich auf Facebook, der ich seit einiger Zeit folge und mir hilfreiche Unterstützung bietet.

Was nun?
Werde ich jemals wieder meinen Laufsport ausüben können?
Werde ich jemals wieder ausgiebige Wanderungen oder Radtouren unternehmen können?
Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht! Im Gegensatz zu meiner Rheumaerkrankung fehlt mir hier der Ansatz. Meine Lebenseinstellung und meine Erfahrungen als Dauerläufer mit Marathon-Erfahrung haben mir allerdings gezeigt, dass Aufgeben keine Option für mich ist. Sie haben mir in der Vergangenheit sehr oft geholfen schlechte Zeiten gut zu überstehen. Noch bin ich körperlich und gedanklich weit davon entfernt. Hinzu kommt, dass man mit heuer 72 Jahren mehr Zeit und Kraft benötigt den Körper wieder in die richtige Spur zu bringen. Warum also nicht auch diesmal?

Für Interessierte nachfolgend ein paar Links zu diesem Thema:
woman.at: "Von einem normalen Leben kann keine Rede sein“

2 Kommentare:

  1. Lieber Reinhard, neuer Blog, habe dich zufällig in FB gesehen !

    Eine weniger schöne Geschichte, die dich da ereilt hat. Monatelang sich nicht so bewegen zu können, wie man es liebt, man es gewohnt ist, ist nicht lustig !

    ABER gibt niemals auf, glaube an das Gute, erkenne jede kleine Besserung als Fortschritt an , kämpfe - du wirst ganz sicher wieder laufen können, muss ja kein Marathon sein, einfach nur laufen, um des Laufens willen. Glaube daran.

    Alles Gute von der Ostsee - und dazu noch ein Paket frischer Seeluft, die hilft garantiert - tieeeeeeeeeeeeeeef einatmen !

    Liebe Grüße von ganz oben

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    1. Liebe Margitta, du treue Seele!
      Ja, es hat mich ordentlich erwischt und bin - im Gegensatz zu meiner überwundenen Rheumaerkrankung - ein wenig ratlos. Es fehlt mir der Punkt wo ich ansetzen kann. Noch!

      Der Hauptgrund meinen bisherigen Blog zu beerdigen lag in den monatelangen Irritationen und Ereignissen. Im Gegensatz zu Gerd habe ich aber gemerkt, dass ich ohne nicht kann und meine alten und neuen Geschichten - nun unter dem Namen meines Geburtsjahres - wieder aufleben lassen. Nachdem das Laufen seit geraumer Zeit nicht mehr der Mittelpunkt meines Lebens ist wurde der Themenbereich auf Outdoor ausgeweitet! Dass du hier wieder mit dabei bist erfüllt mich mit großer Freude. Danke!

      Aktuell ist es noch ein wenig zermürbend, aber bis ich wieder in Fahrt komme eine Frage der Zeit. Wohl wissend, dass Geduld nicht zu meinen Stärken zählt und Wiedereinstiege mit zunehmendem Alter beschwerlicher werden. Die Vergangenheit zeigt jedoch, sie lohnen sich! So wird es daher auch diesmal sein.

      Danke für deinen Besuch, deinen motivierenden Kommentar und die Brise aus dem Norden!
      Herzliche Grüße und alles Gute - Reinhard

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